Der Anspruch ist hoch. An die Tradition des ehemaligen Maschinenbauers Kieserling anknüpfen wollen Konstantin Althajmer, Betriebsleiter der Schmitz Apparate- und Maschinenbau GmbH & Co. KG im Industriegebiet Scheuren, sowie Hans-Peter Küchler, Techniker der SMS Eumuco GmbH aus Leverkusen. »Wir gewinnen den Standort Solingen für die ehemalige Kieserlig-Domäne, den Bau von Schäl- und Richtmaschinen, zurück«, berichteten sie gestern der Morgenpost und stellten den ersten Prototyp an der Stephanstraße vor; eine komplette Richtmaschine mit einem Eigengewicht von rund 68 Tonnen, verkauft an die Saarstahl AG in Völklingen. Blankstahl bis zu einem Durchmesser von 130 Millimetern kann verformt werden. Die Richtkraft pro Quadratmillimeter: 250 Tonnen.
Folgeaufträge aus Amerika
Das hat sich offensichtlich am Markt herumgesprochen. Althajmer berichtet von zwei Folgeaufträgen. Beide Richtmaschinen werden nach Amerika geliefert. Außerdem liegen Aufträge für drei Schälmaschinen vor. Sie werden derzeit konstruiert. Dabei praktizieren die Firmen Eumuco und Schmitz Arbeitsteilung: in der Nachbarstadt werden Konstruktion und Vertrieb erledigt. Gebaut werden die Maschinen anschließend im Industriegebiet Scheuren. Die Nähe zu Kieserling ist jedenfalls kein Zufall. Hinter dem neuen Anbieter steckt vielmehr ein großer Anteil Know-how-Transfer der ältesten Solingen Maschinenfabrik: Th. Kieserling & Albrecht. Hans Peter Küchler und Konstantin Althajmer sind beide ehemalige »Kieserlinger«. Etwa jeder dritte der 33 Mitarbeiter an der Stephanstraße hat sein Handwerk bei dem einstigen Unternehmen mit Weltruf gelernt. In der Konstruktionsabteilung bei Eumuco hat sogar jeder Mitarbeiter Kieserling-Erfahrung.
Fertigung in Solingen
Der Schmerz über das Ende bei Kieserling am Birkenweiher vor einem Jahr ist allerdings noch nicht vergessen. »Patriotismus wird bei uns ganz groß geschrieben«, hieß es gestern selbstbewusst. »Wir bemühen uns, bei der Fertigung der Maschinen ausschließlich Solinger Unternehmen zu berücksichtigen«. Die Aachener Schumag AG hatte Ende März 1998 die Produktion bei Kieserling dicht gemacht und die gesamte Fertigung an den Niederrhein verlegt. 147 Arbeitsplätze sind dadurch in Solingen verloren gegangen. »Expansion nicht ausgeschlossen«: So beschrieben Konstantin Althajmer und Hans-Peter Küchler die Perspektiven angesichts der Auftragslage. Bei Schmitz an der Stephanstraße wurden in den vergangenen zwei Monaten drei neue Mitarbeiter eingestellt.1972 war die Firma an der Sonnenstraße gegründet worden, 1982 ist der Umzug ins Industriegebiet Scheuren erfolgt. Die mit Düsseldorf, Köln und Remscheid vier Firmenstandorte stellen heute zusammen 80 Arbeitsplätze.