Solingen Die von Marc Beckmann konstruierte und entwickelte Richtmaschine ist rund 30 Meter lang und wird noch in diesem Jahr ausgeliefert. Der 29-Jährige ist Technischer Leiter und Gesellschafter bei Schmitz Apparate- und Maschinenbau im Industriegebiet Scheuren. Zusammen mit den Geschäftsführenden Gesellschaftern Konstantin Althajmer und seiner Tochter Jessica Althajmer freut sich das Trio nicht nur über den größten Einzelauftrag in diesem Jahr.
Denn die Neukonstruktion, die jetzt nach Freital zur Firma BGH ausgeliefert wird, stellt die größte Innovation in der 42-jährigen Firmengeschichte dar. „Das Auftragsvolumen liegt bei über einer Million Euro. Das Besondere bei diesem Auftrag ist aber auch, dass viele Unternehmen aus Solingen und der Region beteiligt waren“, sagt Konstantin Althajmer.
Kern der Anlage ist eine Neun-Walzen-Richtmaschine zum Richten von gewalzten oder geschmiedeten Rundstäben mit sehr hohen Festigkeiten im Durchmesserbereich von acht bis 30 Millimeter. Egal ob Wellen, Achsen, Spindeln oder Kolben. „Ohne diesen Richtprozess ist die umformende oder spanende Weiterbearbeitung von Stangen nicht möglich“, sagt Althajmer. Das besondere Knowhow liege aber nicht nur im Richtprozess mit neun aufeinander abgestimmten und computer-optimierten Richtwalzen, sondern ebenso auf dem ausgeklügelten System zur Materialvereinzelung und dessen Transport. „Hier ist Marc Beckmann ein wahrhaft großer Wurf gelungen“, lobt der Geschäftsführende Gesellschafter mit Blick auf den 29-jährigen Technischen Leiter.
Zumal auch ein völlig neues Konzept „erfunden“ worden sei, die dem langjährigen Kunden BGH jetzt einen Produktionsprozess ermöglicht. Althajmer: „Die neuartige Materialvereinzelung steigert nicht nur die Produktivität, sondern trägt auch enorm zur Arbeitssicherheit des Bedieners bei. Ein Eingreifen per Hand, welches immer ein hohes Gefahrenpotenzial birgt, ist in Zukunft nicht mehr erforderlich.“
Aber nicht nur das: Schmitz Apparate- und Maschinenbau konnte sich beim Wettbewerb um den Auftrag gegenüber anderen Firmen mit einer Lieferzeit von nur acht Monaten einen großen Vorteil verschaffen. Üblicherweise würden solche Maschinen in zwölf bis 14 Monaten fertiggestellt.
Teamarbeit steht bei Schmitz Apparate- und Maschinenbau ohnehin auf der Tagesordnung. So lag die kommerzielle Abwicklung dieses Großauftrages bei Jessica Althajmer. Die Gesellschafterin hat mit der Herstellung und Fertigung sämtlicher Einzelteile zu der Linie ausschließlich Unternehmen aus dem Bergischen beauftragt. Allein in Solingen vergab sie Aufträge, überwiegend an Kleinunternehmen und Mittelständler, im Gesamtwert von über 400.000 Euro. „Als Unternehmerin und Mitglied der IHK-Vollversammlung sehe ich mich nicht nur meinem Unternehmen, sondern auch der Region verpflichtet“, sagt die 31-Jährige. „Gerade in diesen schwierigen Coronazeiten sollte nicht nur der lokale Einzelhandel und das Gastgewerbe unterstützt werden. Auch die kleinen und mittleren Lohnfertiger stehen bei uns im Fokus.“
Corona hat aber auch beim Unternehmen aus dem Industriegebiet Scheuren, das nicht nur eigene, neue Maschinen entwickelt, sondern auch gebrauchte Kieserling-Maschinen wieder auf Vordermann bringt, Spuren hinterlassen. „Von März bis Juli hatten wir Kurzarbeit. Seit August wird wieder voll gearbeitet“, sagt Konstantin Althajmer, der in diesem Jahr unter anderem auch zwei kleinere Anlagen nach Russland verkauft hat. Und für das neue Jahr optimistisch ist, sofern Corona überwunden werden kann: „Unsere Auftragsbücher sind zwar noch nicht komplett gefüllt, aber wir haben ein Zwei-Walzen-Richtsystem nach Indien verkauft, das wir im Spätsommer 2021 ausliefern.“
von Uwe Vetter